Übersicht der Qualitätsstandards
Pädagogische Haltung
Pädagogische Haltung
Definition der pädagogischen Haltung
Das Personal im Ganztag hat eine verstehende Haltung und eine Offenheit gegenüber allen Kindern inne. Die Haltung des Personals ist durch Wertschätzung und eine Ressourcenorientierung jedem Kind gegenüber gekennzeichnet. Dem Gegenüber, egal ob Kind, Elternteil, Kolleg*in, Schulleitung
und Lehrperson etc., wird Achtsamkeit entgegengebracht. Der Mensch wird im Mittelpunkt gesehen. Die Kinder im Ganztag erleben ein konstruktives Konfliktmanagement.
Rahmenbedingungen für eine gute pädagogische Haltung
- Zusammen mit der Schulleitung ist ein Konzept erarbeitet worden, in welchem auch die pädagogische Haltung der Lehrkräfte in Abgrenzung zum Personal im Ganztag dargelegt ist.
Zudem wird von allen beteiligten Personen im Ganztag ein gemeinsames - Kinderschutzkonzept erarbeitet und implementiert. Die Inhalte dieses Konzepts und die Abläufe mit den zuständigen Personen wie der insoweit erfahrenen Fachkraft sind allen bekannt.
- Die verschiedenen Bedürfnisse aller Kinder, insbesondere von Kindern mit einem besonderen Förderbedarf, müssen auch in der Ganztagsförderung Beachtung finden. Inklusive Konzepte liegen der täglichen Arbeit zugrunde. Extra ausgebildete Fachkräfte wie Integrationskräfte unterstützen
im Vor- und Nachmittag. Wird ein Teilhabeantrag für eine Integrationskraft für den Schulalltag gestellt, ist geklärt, ob dieser Anspruch auch im Ganztag am Nachmittag greift. - Im pädagogischen Alltag wird ein Rahmen geschaffen, in welchem die pädagogische Haltung gelebt wird. Diese Rahmung ist durch kleinere Gruppengrößen und einen besseren Personalschlüssel mit qualifizierten Fachkräften gekennzeichnet.
- Familiengrundschulzentren werden als Best Practice-Beispiele für die pädagogische Haltung herangezogen. Sie starten zunächst als Pilotprojekte, die nach und nach im Zuge der Realisierung des Rechtsanspruchs in die Breite getragen werden.
Vermittlung der pädagogischen Haltung
- Die pädagogische Haltung wird durch die Fachkräfte im Ganztag vermittelt, daher bedarf es Weiterbildungsmöglichkeiten, um Personal nachzuqualifizieren, duale Ausbildung stärker im Ganztag zu verankern und das Handlungsfeld verstärkt in der Ausbildung und im Studium zu repräsentieren.
Einbezug aller Akteure zur Entwicklung einer kindzentrierten pädagogischen Haltung.
- Die Eltern als eine der Akteur*innen im System werden durch die Zusammenarbeit mit Eltern in der pädagogischen Haltung mitbedacht.
- Es besteht eine Dialogfähigkeit gegenüber allen Akteur*innen (Kind, Eltern, Kolleg*innen, Schulleitung, Lehrer*innen)
- Regelmäßige Austauschformate mit allen außerschulischen Akteur*innen sind etabliert, wie z. B. durch Elterngespräche, gemeinsame Konferenzen oder Besprechungen mit dem Lehrpersonal etc. und tragen zur pädagogischen Haltung und einem besseren Verständnis aller Akteur*innen im Ganztag bei.
Angebotsstruktur und Tagesablauf
Angebotsstruktur und Tagesablauf
Grundlage ist ein fundiertes Konzept zur Angebotsstruktur und zum Tagesablauf.
- Jede Einrichtung legt ihre Angebote mit den zugehörigen Bildungszielen und ihrer Tagesstruktur in ihrem Konzept offen.
- Im Ganztag greifen die 10 Bildungsbereiche analog zum Kitabereich.
Tagesablauf - Mittagessen
- Zum Tagesablauf gehören die Mahlzeiten, diese richten sich nach gewissen Qualitätsstandards (s. bei Räumlichkeiten).
- Für die Mittagsverpflegung existiert ein Konzept, in welchem Aufschluss über die Räumlichkeiten, den Personaleinsatz, den Anbieter der Mittagsverpflegung, die Zeitfenster, in welchen die Verpflegung angeboten wird, und die pädagogische Haltung bei der Einnahme der Mahlzeiten gegeben ist.
- Die Kinder im Ganztag haben die Möglichkeit, Feedback zum Geschmack des Mittagessens abzugeben. Dies geschieht im regelmäßigen Turnus durch die Fachkräfte im Ganztag. Die jungen Menschen entscheiden selber, was sie zu sich nehmen möchten und dies geschieht ohne Zwang. Sie werden bei der Auswahl der Mahlzeiten beteiligt.
- Um eine gemeinsame Kultur zu entwickeln, finden die Mahlzeiten gemeinsam mit der Gruppe und den Fachkräften im Ganztag statt.
- Die Mahlzeiten und die Auswahl der Caterer richten sich nach einer gesunden Ernährung unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Essgewohnheiten der Kinder und ihren unterschiedlichen Kulturen.
- Die Raumgestaltung und das Angebot des Mittagsessens bzw. der zusätzlichen Snacks setzen die Partizipation der Kinder im Ganztag voraus. Sie haben die Möglichkeit, sich sowohl bei der Raumgestaltung als auch bei der Auswahl und Vielfalt des angebotenen Mittagessens bzw. der Mahlzeiten im Ganztag einzubringen und dieses mitzugestalten.
Tagesablauf - Hausaufgaben/Lernzeiten
- Es besteht ein Konzept für die Ausgestaltung der Hausaufgaben bzw. der Lernzeit. Lernzeiten sind im Schulbereich am Vormittag platziert, welche sowohl von den Lehrkräften als auch vom Personal des Ganztags begleitet werden, da so nach Möglichkeit Freiräume im Nachmittagsbereich geschaffen werden. Den Lehrkräften obliegt hierbei die Federführung.
Tagesablauf - AGs
- Das Angebot am Nachmittag ist durch offene AGs (täglich freie Auswahl), zeitlich begrenzte AGs (über wenige Wochen/mehrere Tage) oder durch interessensgeleitete Projektarbeit gestaltet, um die Bildungsziele zu erreichen.
Legen sich die Kinder für einen gewissen Zeitraum für bestimmte AGs fest, können sie vorab durch sog. "Schnuppertage" die unterschiedlichen Angebote kennenlernen. - Die Angebote richten sich nach den Interessen der Kinder im Ganztag. Sie werden partizipativ mit einbezogen und die AGs bilden sich entsprechend der Interessenslage der Kinder.
- Je nach Systemstruktur des Ganztags (feste Gruppenstruktur vs. Offenes Ganztagskonzept) finden auch "freie Spielzeiten" in den Gruppenräumen, dem Garten etc. statt.
Verbindliche Zusammenarbeit mit allen Akteur*innen
- Für die AGs findet eine Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus dem Sozialraum/dem Stadtteil wie z. B. mit Vereinen, Jugendzentren etc. statt. Durch Kooperationsverträge ist die Zusammenarbeit verbindlich festgelegt und orientiert sich an den Bildungszielen im Ganztag.
- Eine verbindliche, strukturelle, verankerte Zusammenarbeit besteht mit der Schule und allen anderen Akteur*innen, die im Ganztag involviert sind, hierbei wird auch den jeweiliger Ermessenspielraum festgelegt. Rechtsunsicherheiten (Abhängigkeiten von Personen, Gemeinden, Schule etc.) wird entgegengewirkt, da Finanzierungsmodelle mit Greifen des Rechtsanspruchs
auf Bundes- oder Länderebene einheitlich geregelt sind. - Mit allen außerschulischen Akteuren finden in einem festgelegten Turnus Austauschformate untereinander statt, um sich über die Ausgestaltung des Angebots, die Bildungsziele und die Zusammenarbeit der Akteur*innen untereinander abzustimmen.
Inklusive Ausgestaltung
- Die Angebote sind auch inklusiv ausgestaltet, da unterstützend Fachkräfte hinzugezogen werden und Therapieformen für besondere Förderungsbedarfe refinanziert werden.
- Jeder Ganztag verfügt über inklusive Lernkonzepte, die im Konzept verankert sind und durch qualifiziertes Personal ausgeübt werden. Es werden Fortbildungen im Tandem für das Schul- und Ganztagspersonal angeboten, um den inklusiven Bedürfnissen der Kinder bedarfsgerecht begegnen
zu können.
Durchführung von Evaluationen
- Die Angebote, Projekte und AGs werden regelmäßig evaluiert.
Räumlichkeiten im Ganztag
Räumlichkeiten im Ganztag
Die Mindeststandards der Räumlichkeiten werden durch eine Betriebserlaubnis festgelegt.
- Anhand einer Richtlinie ist festgelegt, wie viele Quadratmeter pro Raum pro Kind zur Verfügung stehen müssen. Dies könnte ähnlich wie bei Trägern von Tageseinrichtungen für Kinder gem. § 45 SGB VIII durch eine Betriebserlaubnis durch das Landesjugendamt geregelt sein. Je nach Angebotsform besteht eine Mindestgröße pro Raum, die ebenfalls verbindlich festgelegt ist. Für eine sinnvolle Raumnutzung liegen Standardisierungen vor, die bei der Neu- und Umgestaltung von den Räumlichkeiten im Ganztag hinzugezogen werden.
- Der Ganztag verfügt über einen Außenspielbereich. Der Außenbereich ist mit Rückzugsorten etc. so gestaltet, dass die Kinder sich beaufsichtigt fühlen, ohne einer ständigen direkten Aufsicht zu unterstehen.
- Für den Ganztag stehen eigene Themen- und Funktionsräume zur Verfügung, die auch gemeinsam mit der Schule genutzt werden können. Zu den Themenräumen zählen beispielsweise Ruhe-, Werk- und Musikräume sowie Rückzugsorte. Funktionsräume sind das Büro, der Personal-, Besprechungs-
und Lagerraum. Können nicht alle Raumangebote realisiert werden, bestehen verbindliche Kooperationen mit externen Anbietern, die diese Angebote in ihren Räumlichkeiten vorhalten. Je nach Größe der Einrichtung und Anzahl der zu betreuenden Kinder muss die Einrichtung
eine gewisse Anzahl an Funktionsräumen und einen Außenspielbereich in einer bestimmten Größe, die sich anhand von festgelegten Kriterien berechnet, vorhalten. - Für die Mensa gelten Standards, welche sich auf die Größe, die Plätze und das dort eingesetzte Personal beziehen (s. Angebotsstruktur und Tagesablauf ). Im Stellendeputat sind extra Stellenanteile für Mitarbeitende eingeplant, die für den Mensabetrieb zuständig sind. Jede Mensa ist mit einem Schallschutz ausgestattet, um der hohen Geräuschkulisse entgegenzuwirken.
- Die Räume sind durch eine digitale Grundausstattung sowohl für die Kinder (Spielausstattung) als auch für die Fachkräfte (EDV etc.) ausgestattet. Diese digitale Ausstattung, d. h. die Geräte und EDV-Programme, sind über das Entgelt finanziert. Zur Vereinfachung der Zusammenarbeit und
Kommunikation nutzen die Schule und der Ganztag dieselben Programme und digitalen Plattformen. - Die Räume sind mit festgelegten Hygienestandards sauber zu halten.
- Multifunktionalität von Räumlichkeiten wird sinnvoll bei Um- oder Neubauten umgesetzt und nicht als Pauschallösung herangezogen.
Verbindliche Absprachen für gemeinsame Raumnutzungen mit Schule oder Sozialraum
- Mit der Schule, der Kommune und anderen Kooperationspartnern im Sozialraum werden verbindliche Absprachen zur Freigabe von Räumen je nach dem Bedarf festgelegt.
Zusammenarbeit von Akteur*innen im "Kosmos Träger"
Zusammenarbeit mit dem "Kosmos Träger/Kommune u. a."
Qualitätsmanagement
- Die Einrichtungen im Ganztag unterliegen einem Qualitätszirkel, welcher das QM darstellt.
Standardisierung Fördergelder
- Es erfolgt eine Standardisierung der Fördergelder, welche den Ganztagsstandorten zur Verfügung stehen.
- Die Basis-Ausstattung für Personalkosten, für Material und Räumlichkeiten sind vollumfänglich entgeltfinanziert.
- Für alle Kinder, die den Ganztag besuchen, entfallen die Elternbeiträge. Die Elternbeiträge werden auch nicht abhängig vom Einkommen der Eltern generiert.
Ganztag als feste Größe in der Politik
- In der Politik ist der Ganztag als feste Größe implementiert und wird bei Entscheidungen mitgedacht.
Fachkräftegebot/einheitliche Konzepte zur Nachqualifizierung
- Es existiert ein Fachkräftegebot und einheitliche Konzepte der Nachqualifizierung für Ergänzungskräfte (s. Qualitätsstandards für den "Kosmos Ganztag").
Sozialräumliches Arbeiten
- Die Kommune koordiniert sozialräumliche Angebote, welche mit den Ganztagsstandorten
Kooperationen eingehen. Es entsteht ein sozialräumliches Netzwerk.
Zusammenarbeit von Akteur*innen im "Kosmos Schule"
Zusammenarbeit mit dem "Kosmos Schule"
Zusammenarbeit auf Leitungsebene
- Es finden regelmäßige fest vereinbarte Steuerungstreffen auf Leitungsebene zwischen der Leitung des Ganztags und der Schulleitung statt. Sinnvoll ist es, wenn zu diesen Treffen auch die Fachberatung mit einbezogen wird. Die Treffen werden genutzt, um zu beleuchten, welche Themen aufliegen und bis wann diese zeitlich von welchen Akteur*innen bearbeitet werden müssen. Die Zusammenarbeit ist durch eine gute Kommunikation gekennzeichnet, welche auch auf Zuruf funktioniert, um akute Absprachen treffen zu können.
- Die Zusammenarbeit zwischen der Leitung des Ganztags und der Schulleitung ist durch eine gemeinsame Verantwortungsübernahme und ein gemeinsames Auftreten nach außen und innen gekennzeichnet.
Zusammenarbeit auf Ebene der Lehrpersonen und des Personals im Ganztag
- Für die Mikrotransition zwischen den Zeiten in der Schule und dem Ganztagsangebot sind festgelegte Übergabezeiten zwischen den Lehrpersonen und dem Team im Ganztag eingeplant.
- Es finden regelmäßige fest vereinbarte Teamzeiten zwischen dem Team des Ganztags und den Lehrpersonen statt. Diese finden wechselseitig mal am Vormittag und mal nachmittags statt.
- Das Team des Ganztags und die Lehrpersonen besuchen gemeinsame Fortbildungsmöglichkeiten,
um ein gegenseitiges Systemverständnis füreinander zu erlangen. - Es finden gemeinsam durchgeführte Elterngespräche und Klassenausflüge mit den Mitarbeitenden des Ganztags und den Lehrpersonen statt.
Zusammenarbeit von Akteur*innen im "Kosmos Ganztag"
Zusammenarbeit mit dem "Kosmos Ganztag"
Fachkräftegebot durch festgelegten Personalschlüssel
- Es existiert ein fester Personalschlüssel, der sich über die Anzahl der Kinder im Ganztag/die Anzahl der Gruppen berechnet und an dem sich der Stellenumfang der Freistellung der Leitung des Ganztags richtet.
- Um die Qualität der Angebote im Ganztag sicherzustellen, ist es notwendig, am Fachkräftegebot (gemäß § 72 SGB VIII) festzuhalten. Aus Sicht des BVkE ist eine Regelung in den Ländergesetzen wünschenswert, dass auch in schulisch verantworteten Angeboten der Ganztagesbetreuung einschlägig qualifizierte Fachkräfte eingesetzt werden.
- Zur Sicherstellung der Qualitätsstandards bedarf es eines angemessenen Personalschlüssels, der quantitative und qualitative Notwendigkeiten entsprechend der jeweiligen pädagogischen Konzepte und soziodemographischen Schulstruktur berücksichtigt. Nach aktuellen Erkenntnissen sollte
der Gesamt-Personalschlüssel bei maximal 1:10 liegen; dabei sollte der Fachkraft-Personalschlüssel mit höchstens 1:20 angesetzt werden. Entsprechend der Schulstruktur ist der Personalschlüssel ggf. nach oben (Gesamtschlüssel bis zu 1:7 bei einem Fachkraftschlüssel von 1:10) anzupassen.
Nicht pädagogisch qualifiziertes Personal sowie Ehrenamtliche dürfen nur als ergänzende Kräfte neben einer Fachkraft eingesetzt werden.
Arbeitszeit ergänzt durch Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Austauschformate, Elterngespräche, Übergänge, Lernzeiten, Formen der Rhythmisierung etc.
- Es existieren geplante Arbeitszeitkontingente für die Mitarbeitenden im Ganztag für Vor- oder Nachbereitungszeit und Austauschformate mit der Schule und anderen Kooperationspartnern.
- Der Stellenumfang für Mitarbeitende im Ganztag ist angehoben, da Stundenkontingente
auch für Übergänge, Vor- und Nachbereitungszeit und für Austauschformate mit dem Team, der Schule und den Eltern bzw. erziehungsberechtigten Personen mit eingeplant sind. Durch eine Einbindung der Mitarbeitenden aus dem Ganztag in den Vormittag durch Lernzeiten oder Formen der Rhythmisierung werden ebenfalls zeitlich umfassendere Stellenprofile geschaffen.
Nachqualifizierung von Ergänzungskräften
- Ergänzungskräfte, die keine pädagogische Ausbildung vorweisen, qualifizieren sich über eine pädagogische Weiterbildung nach. Werden hierfür Qualifizierungsmaßnahmen geschaffen, orientieren diese sich an bereits bestehenden gut evaluierten Weiterbildungsformaten, die derzeit im Feld bereits existieren.
Zusätzliche Fachkräfte für weitere Bedarfe (Sozialpädagog*innen/Integrationskräfte etc.)
- Zusätzliche Fachkräfte, wie Sozialpädagog*innen und Integrationskräfte sind nicht nur im Vormittag im Schulalltag eingebunden, sondern auch im Ganztag präsent und werden für ein gewisses Kontingent, das sich am Bedarf der Einrichtung vor Ort bemisst, vom Kostenträger finanziert.